Im Bocholter Ortsteil Lowick ist vor vielen Jahren eine Streuobstwiese als ökologische Ausgleichsfläche angelegt worden. Foto: NABU-KV Borken

 

Seit Jahren herrscht im Kreis Borken ein großer Bauboom. Viele Grünflächen werden überplant, Bäume und Sträucher werden gerodet und trotz des Klimawandels erfolgt kein erkennbares Umdenken, mit der begrenzten Ressource Fläche sparsamer und verantwortungsbewusst umzugehen. Bei allen Baumaßnahmen wird immer wieder darauf hingewiesen, dass ja der Eingriff in die Natur ausgeglichen werde, indem es Ausgleichsflächen gebe. Doch angesichts der jüngsten Entwicklungen fragen wir uns, welchen Wert diese ökologischen Ausgleichsflächen haben, wenn sie schließlich doch wieder überplant und bebaut werden sollen. Aktuell gibt es zwei markante Beispiele, die einmal mehr verdeutlichen, dass ökologische Ausgleichsflächen offensichtlich nicht unantastbar sind. In Borken ist inmitten einer ökologischen Ausgleichsfläche die Erweiterung eines Autohauses geplant worden, obschon sich dort zwischenzeitlich erfreulicherweise Zauneidechsen angesiedelt haben. Doch welchen Wert haben bedrohte Tierarten, wenn die Wirtschaft wachsen soll? Im Bocholter Ortsteil Lowick ist vor vielen Jahren eine Streuobstwiese als ökologische Ausgleichsfläche angelegt worden. Die gesunden Obstbäume dort haben auch die letzten Hitzesommer gut überstanden. Nun soll die Fläche gerodet und als Parkplatz (!) für die Erweiterung bzw. den Neubau eines Supermarktes geopfert werden. Dabei ist die Streuobstwiese nicht nur eine ökologische Ausgleichsfläche, sondern auch Bestandteil eines Grüngürtels vom Stadtteil Lowick bis in die Innenstadt Bocholts und sie ist als Freiluftschneise eingeplant, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken. Diese sinnvollen Planungen werden nun allesamt auf dem Altar der Wirtschaft geopfert. Dies zeigt einerseits, dass es vielen Stadtplanern offenbar erheblich an einer ökologischen Sensibilität mangelt und dass andererseits das Inaussichtstellen ökologischer Ausgleichsmaßnahmen keinerlei Wert hat, solange diese nicht dauerhaft unter Schutz gestellt werden, indem sie den Status „nicht zu überplanen“ erhalten.

 

Michael Kempkes
1. Vorsitzender
NABU-Kreisverband Borken e. V.